Personensuche mit Bringseln
Wir haben mal wieder mit Angie vor einiger Zeit ein kleines Projekt gestartet. Ein Hund kann meistens sehr gut durch die Arbeit mit der Nase artgerecht und umfassend beschäftigt werden. Das Riechorgan des Hundes übersteigt mit seinen Fähigkeiten die von uns Menschen um Lichtjahre. Ich zieh da immer einen interessanten Vergleich ran (ich weiß nicht ob er vollständig stimmt). Wenn man die Riechleistung eines Menschen mit einem Schuhkarton gleich setzt, dann ist die Riechleistung eines Hundes die einer Fabrikhalle. Auch wenn es nur die halbe Fabrikhalle wäre ist das sehr imposant.
Was liegt da näher als dieses Potential des Hundes zu nutzen. Man kann das tun, in dem man den Hund etwas suchen lässt. Oft werden Leckerchen oder Dummies genutzt. Noch interessanter wird es, wenn Menschen gesucht werden.
Schnell kommt einem sicherlich die Rettungshundearbeit in den Sinn. Ein Teil davon ist das Mantrailing. Für Hund und Mensch ist das eine ziemlich komplexe Beschäftigung. Leider haben wir hier nicht unbedingt die Möglichkeiten diese Beschäftigung auszuführen. Als Alternative lassen wir uns gegenseitig suchen.
Hinweis: Das Folgende ist keine Anleitung sondern lediglich eine Dokumentation wie wir es gemacht haben. Das geht sicherlich deutlich strukturierter und besser. Also bitte nicht 1:1 nachahmen sondern optimieren und in die Kommentare schreiben. 😉
Was waren unsere ersten Schritte
Am Anfang hatten wir klein angefangen und aufgebaut, dass Angie mit „Such’s Herrchen!“ oder „Such’s Frauchen!“ uns sucht. Dabei war sie an der Schleppleine. Es sollte also ein Mantrailing light werden. Viel musste Angie eigentlich da nicht erklärt werden, außer wen sie suchen sollte. Suchen konnte sie und unsere individuellen Gerüche kannte sie auch.
Angie war eigentlich von Anfang an hoch motiviert bei der Sache und sehr aufgeregt. Das führte leider dazu, dass sie sehr an der Schleppleine zog und sie zu husten anfing (obwohl sie am Geschirr war). Wir vermuten, dass das unter Umständen anatomische Gründe hat.
Deshalb veränderten wir die Übung, sodass Angie ohne Leine losgeschickt wurde und nach gutdünken uns suchen konnte. Dies stellte auch kein großes Problem da, weil wir unsere Übungen immer irgendwo in der Wildnis bzw. abseits von Straßen machen.
Angie war mit so einer Übung allerdings nicht so sehr gefordert. Jetzt wurden die Ziele der Übung wieder angepasst und wir bauten das Bringseln* ein.
Aufbau des Bringsel
Das Bringsel ist bei uns ein Stück alter Gartenschlauch (unkaputtbar und billig). Es sollte beim Bringseln kein Spielzeug oder ähnliches benutzt werden. Ein neuer unbekannter Gegenstand ist notwendig.
Den Gartenschlauch wollte Angie anfänglich nicht apportieren. Da mussten wir dann zur Hau-Ruck Methode greifen. Nein, natürlich kein Zwangsapport 😉 sondern vor dem Fressen musste das Bringsel erst angeschnüffelt, dann ins Maul genommen und später apportiert werden. Es ging im Handumdrehen, dass Angie das verinnerlicht hatte.
Später haben wir das Apportieren nach draußen verlegt und mit weniger großen Belohnungen belohnt. Das hin und her apportieren wurde mit „Bring’s zum Herrchen!“ oder „Bring’s zum Frauchen!“ betitelt und der andere hat jeweils den Hund animiert, es zu bringen.
Der Ablauf
Danach kann man eigentlich schon los legen. Einer versteckt sich für den Hund einfach zu finden. Angie ist an der Stelle schon sehr aufgeregt. Wir haben als Signal für die Sucharbeit eingeführt, dass Angie ein Signalhalsband (gibt’s im Jägershop unter dem Begriff „Signalhalsung“) umbekommt.
Das sorgt für Sicherheit beim Hund, sodass nicht jedes Entfernen unsererseits bei Angie eine Erwartungshaltung auslöst.
Hat der Hund den Versteckten gefunden gibt’s ein Leckerchen, das Bringsel ins Maul und den Hinweis „Bring’s zum …“. Bei Angie hat es sich recht schnell eingestellt, dass wir kein Leckerchen mehr geben mussten und nichts mehr sagen müssen (das Apportieren und das Rennen sind hier unter Umständen sehr selbstbelohnend geworden).
Beim anderen angekommen gibt Angie das Bringsel ab. Das Signalhalsband bleibt um den Hals, es kommt die Schleppleine an das Geschirr und dann wird der Hund mit „Zeig mir’s Herrchen/Frauchen“ noch mal auf die Suche geschickt. Diesmal folgt ihr der Hundeführer.
Hier sollte ich erwähnen, dass wir erst mal wieder „Such’s Herrchen/Frauchen“ nahmen und das später auf ein anderes Signal umstellten. An der Stelle gibt es definitiv Optimierungsbedarf, besonders wenn die Suche später mal auf mehr als nur Herrchen und Frauchen ausgeweitet werden soll. Das müssen wir mal planen.
Wie es weiter geht
Wir werden als nächstes durch das Gartenschlauch-Bringsel ein Seil ziehen und daran einen Karabiner befestigen um das Bringsel an dem Geschirr zu befestigen. So wird der Hund erst mal jeden Tag das Bringsel am Geschirr befestigt mit sich rum schleppen, bis er sich daran gewöhnt hat.
Wir werden danach den Trick üben, das Bringsel vom Hängen ins Maul zu nehmen. Dann wird es wieder schwierig. Mal sehen ob wir eine Trainingsanleitung im Internet finden. Hinweise aus der Rettungshundearbeit sind uns hier willkommen und können gerne in die Kommentare geschrieben werden.
Noch zu erwähnen
Es hat sich als praktisch für uns erwiesen, die Signalisierung für uns Menschen über PMR-Funkgeräte zu machen. Das sind so kleine Walkie-Talkies die ca. 200 m – 1 km weit reichen.
Man könnte hierzu sicherlich auch Handies nehmen, aber wir haben keine und die Funkgeräte sind einfacher zu handhaben. Gerade in Situationen, wo die Suche abgebrochen werden muss, weil sich bei der Versteckperson andere Hunde nähern oder sonst was dazwischen kommt, ist eine Kommunikation über Sprache deutlich besser als Signalisierung durch Pfiffe oder ähnliches.
*Was ist Bringseln?Beim Bringseln sucht der Hund die versteckte Person und nimmt dann beim Finden einen Gegenstand ins Maul und apportiert ihn wieder zum Hundeführer. Dadurch signalisiert er den Fund und der Hundeführer kann sich danach zur versteckten Person führen lassen.