Halsband oder Geschirr? Keine Frage!

Halsband oder Geschirr? An dieser Frage reiben sich die Gemüter der Hundebesitzer. Objektiv betrachtet gibt es aber hier nur eine Antwort nämlich ganz klar „Geschirr“.

Warum das Geschirr?

Weil es medizinisch betrachtet keine Nachteile hat so wie das Halsband. Heute ist mir ein Hund entgegen gekommen mit dessen Halterin wir uns noch etwas unterhielten, während unsere Hunde sich gegenseitig zum Spiel aufforderten. Der andere Hund zog allerdings wie wild. Man konnte sehen, dass die Augen gerötet waren und der Hund hechelte sehr. Alleine diese Beobachtungen sollten jedem Hundehalter zu denken geben.

Vorteile & Nachteile vom Halsband

Eigentlich nur 2 – es ist verhältnismäßig preiswert und es ist schnell umzubinden. Manche finden es außerdem optisch ansprechender, wenn der Hund gut am Halsband läuft. Oft wird der Erziehungseffekt ins Feld geführt, aber kein Hund kapiert beim Laufen, dass es jetzt an seinem Geziehe liegt wenn die Luft knapp wird und der Druck in den Ohren steigt. Genau das ist aber der primäre Effekt eines Halsbandes – die Luftröhre wird zugedrückt und ebenso die Blutgefäße, welches das Hirn des Hundes mit Blut versorgen und das Blut wieder abtransportieren. Außerdem wird Druck auf die Lymphgefäße ausgeübt und auch die Schilddrüse wird gequetscht. Auch der Augeninnendruck wird beim Zug am Halsband erhöht. Es gibt sogar Stimmen welche höhere Krebsraten in Zusammenhang mit Führung am Halsband bringen (siehe hier).

Halsband am Dalmatiner

Halsband am Dalmatiner

Zieht also der Hund permanent an der Leine kann man sich an allen 5 Fingern ausrechnen, das es der Gesundheit ziemlich abträglich ist. Wer das immer noch nicht glaubt der sollte mal den Selbstversuch wagen – Hundehalsband um den Hals, Leine dran und sich mal von jemand führen lassen.

Als weitere Entschuldigung für das Halsband wird bei großen Hunden noch vorgebracht, dass diese bei einem Geschirr mehr Kraft hätten. Das stimmt auch. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass „weniger Kraft“ auf Kosten der Gesundheit des Hundes erkauft wird.

Wenn man den Hund nicht halten kann dann liegt das an 2 Gründen: a) hat der Hund nicht gelernt richtig an der Leine zu laufen (zugegeben das ist schwer) und b) ist der Hund vielleicht zu groß für den Halter.

Erziehen kann man mit einem Halsband definitiv nicht. Wer noch alten Vorstellungen anhängt, wie ein Hund erzogen werden sollte (z.B. Leinenruck), der sollte mal in Erwägung ziehen ob die eigenen Methoden nicht doch besser auf das neuste Wissen aus der Kynologie und Lerntheorie angepasst werden sollten. Man tut ja auch sonst alles für seinen geliebten Hund oder? – Warum nicht auch seine Arbeitsweise verbessern?

Vorteile & Nachteile vom Geschirr

Gegen das Geschirr werden natürlich auch ein paar Argumente ins Feld geführt die aber bei genauerer Betrachtung haltlos sind. Zum einen gibt es Behauptungen, das Geschirr belaste eine empfindliche Region des Hunds am Brustbereich. Jeder der einen größeren Hund hat kann aber selbst prüfen, dass an den Stellen, wo Druck ausgeübt wird einiges an Muskelmasse vorhanden ist und zudem ist der Druck gleichmäßig verteilt (zumindest beim Feltmann Brustgeschirr).

Brustgeschirr am Dalmatiner

Brustgeschirr am Dalmatiner

Des Weiteren haben viele Hunderhalter mehr oder weniger Probleme das Geschirr dem Hund anzulegen. Das ist allerdings durch etwas Training gut in den Griff zu bekommen. Das Training funktioniert genauso wie bei allen anderen Sachen die man dem Hund beibringt – in kleinen Schritten und mit Belohnung. Für den Hund muss das Geschirr ein Freund werden. Jedes jagen des Hundes durch die Wohnung und jedes unangenehme Überziehen des Geschirrs mit Gewalt ist da kontraproduktiv.

Man fängt also an jeden Kontakt des Hundes mit dem Geschirr zu belohnen, anfänglich jeden Blick zum Geschirr, danach jedes Schnüffeln am Geschirr, man legt das Geschirr auf den Hund und belohnt, legt es auf den Kopf und belohnt und so weiter. Ziel ist, dass man mit den Fingern das Geschirr breit macht (für Feltmann Brustgeschirre), ein Kommando wie „Durch“ sagt und es dem Hund behutsam(!) über den Kopf zieht während der Hund still hält. Bis man so weit ist, dauert es Wochen. Beim Üben sind immer wieder Unterbrechungen durch Spiel, Spannung und Spaß angebracht.

Es gibt auch Geschirren, gerade für größere Rassen, welche „von unten“ angezogen werden. Hier empfiehlt es sich dem Hund die unangenehme Situation, dass man sich über ihn beugt, erst einmal angenehmer zu machen. Dafür gibt es die Übung „Kuckuck“ wo der Hund lernt, von hinten durch die Beine zu laufen, stehen zu bleiben und nach oben zu schauen (wie man diese Übung aufbaut erklären Trickbücher). Wenn die Übung sitzt kann man das Geschirr zwischen die Beine legen und sich runterbeugen um es zu zu machen, während der Hund stehen bleibt. Auch hier sollte bei jedem Trainingsschritt mit guten Belohnungen gearbeitet werden.

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7 Antworten

  1. Anne sagt:

    Hmmm… also ich muss sagen, ich habe für meine beiden Hündinnen je 12 (!) Geschirre gekauft (Alle Formen, auch maßgeschneidert, Feltmann, K-9, Step-in… ALLES ausprobiert) und KEINES hat gepasst. Immer rutschen sie, mehrfach haben sich Hundepfoten darin verheddert, mehrfach haben sie gescheuert und beide Hunde HASSTEN sie alle. Ein Geschirr kann anatomisch eigentlich nicht passen- nur angeleint und auf Zug (nach vorne). Soll es nicht rutschen, müsste es so eng sein, dass es die Atmungsfreiheit und die Bewegungsfreiheit einschränkt. Außerdem ist die Verletzungsgefahr nicht zu unterschätzen (im Freilauf) und die Wirbelsäule wird im übrigen auch nicht geschont, wie immer betont: Statt Halswirbelsäule sind jetzt der Rest der Wirbelsäule, Schultern, Ellebogen und Rippen sowie Brustbein betroffen.
    Da meine Hunde eh nie ziehen, bin ich wieder zurück zum Halsband. Beide fühlen sich mit weniger einfach wohler. Außerdem glaube ich nicht daran, dass man den Halsbereich eines Hundes mit unserem vergleichen kann;) Wir sind Primaten, der Hund hat als Beutegreifer einen ganz anderen Nackenbereich. Der muss packen und schütteln können und allein was meine sich im Spiel am Hals rumzerren… mein Hals würde das nicht durchmachen.
    In einigen Geschirren wurde, als noch Probleme bei Hundebegegnungen der Fall waren, gewürgt und gehustet- lustigerweise im Halsband NIE.
    Ich verwende nur noch Moxonleinen, weil a. im Freilauf gar keine Verhedderei mehr möglich ist, b. die Ausrüstung bei „Güllebädern“ sauber bleibt und c. die Moxon (bei uns jedenfalls) immer locker um den unteren Teil des Halses, also den „stabilsten“ schlackert und kaum von den Hunden bemerkt wird.
    Jeder sollte doch das nutzen, was ihm und dem Hund am besten passt- und nicht angefeindet werden, weil man der einzige HH im Ort ist, dessen Hunde nicht im Geschirr laufen (die meisten sitzen absolut katastrophal! Wirklich! Das die Hunde überhaupt darin laufen können… hier jedenfalls fällt das schon auf).
    Wie gesagt, wer mag kann es nutzen. Aber es als das einzig Wahre hinzustellen und andere „bekehren“ zu wollen… naja.
    Zumal eben auch erhebliche Schäden durch ein Geschirr entstehen können, wenn man den Hund permanent ziehen lässt. Kenne perönlich einen Bullyrüden, der Probleme mit Ellebogen und Bandscheiben hat und als der Tierarzt verkündete, dass es kein Wunder sei, wenn der Hund über Jahre hinweg seinen Besitzer in einem Norwegergeschirr durch die Gegend zieht- uuuuh, da gabs aber Ärger.
    Klar röcheln auch viele Hunde im Halsband durch die Gegend.
    Wenn ein Hund aber normal an der Leine geht, besteht (für mich jetzt) keine Notwendigkeit für ein Brustgeschirr. An der Schleppleine ist das nochmal was anderes, aber ich finde Geschirre alltagsuntauglich. Und sie haben mich verdammt viel Geld gekostet, um dann doch allesamt als Tierheimspende zu enden… schnief:(

  2. Anne sagt:

    Ah und eine Anmerkung noch:
    Wenn es immer heißt, der Kehlkopf wäre durch Halsbänder gefährdet- einfach mal ein Bild im Netz suchen und gucken, wo der Kehlkopf sitzt. Da kommt normalerweise kein Halsband hin, außer, man schnürt das irgendwie quasi hinter die Ohren.
    Ich hab ja auch sehr „trockene“ Hunde, mit spitzem Brustbein und überhaupt sehr „knochig“ (Windhundanteil) und gerade meine Althündin schien es total unangenehm zu finden, wenn da etwas gegen ihr Brustbein rieb.

    Hoffe, jeder findet einen Weg, mit seinem Hund glücklich zu werden, ohne andere und ihre Einstellung gleich zu verteufeln. Alles hat seine Kehrseiten und je nachdem, wie man lebt, kann man eben besser oder weniger gut damit klar kommen.

    Liebe Grüße

    Anne und die Langnasen

  3. Hallo Anne, sehr schöne Argumente zum Brustgeschirr. Ich denke das ein schönes Hundehalsband einem Hund sehr gut stehen kann. Aber es ist vielleicht auch wie immer eine Geschmacksache.

    Liebe Grüße

    Fara-Sina

    • Olli sagt:

      Ich habe meine Meinung mittlerweile auch dahin geändert, dass dem Hund, egal ob mit Halsband oder mit Geschirr unbedingt eine ordentliche Leinenführigkeit beigebracht werden sollte. Alles andere ist für die Gesundheit des Hundes nicht zuträglich. Außerdem kann ein ordentlich leinenführiger Hund durchaus am Halsband geführt werden. Sollte jeder selbst entscheiden.

  1. 7. März 2012

    […] ist, dass der Hund sich stark dagegen stemmt und man ziemlich viel Kraft braucht. Hat der Hund ein Halsband würde er auch noch würgen, weil er keine Luft bekommt. Das Problem “ziehen” wird um so schlimmer für Hund und Halter um so stärker und […]

  2. 5. Mai 2012

    […] bin immer wieder froh ein Geschirr und kein Halsband für Angie zu nutzen, denn so konnte ich sie am Steg ansacken und wegschleifen. Sie war mit den […]

  3. 10. Mai 2018

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